Die echte Kamille ist ein Kraut mit sehr langer Tradition. Bereits die alten Ägypter kannten ihre entzündungshemmende Wirkung. Darüber hinaus war dieses kraut für sie auch heilig. Das goldgelbe Zentrum erinnerte an die Sonne. So ist es nicht verwunderlich, dass die Kamille im ägyptischen Reich dem Sonnengott Re geweiht war. Weiter nördlich war die Kamille ebenso bekannt. Für die Germanen war die Kamille ein heiliges Kraut und dem Gott Baldur gewidmet.
Seit jeher ist die Kamille als Heilkraut in Gebrauch. Traditionell verwendet gegen Entzündungen, Blähungen oder bei Atemwegserkrankungen.
Steckbrief
Botanischer Name:
Matricaria chamomilla
Weitere Namen:
Feldkamille, Hermel, Mägdeblume, Garnille, Kummerblume, Mutterkraut
Pflanzenfamilie:
Korbblütler (Asteraceae)
Standort:
Vor allem auf nährstoffreichen, trockene und sandige Böden, wie Äcker, und Wildwiesen
Verwendete Pflanzenteile:
Blüten
Sammelzeit:
Mai - September
Beschreibung
Standort:
Ursprünglich war die echte Kamille vor allem in Ost- und Südeuropa und Vorderasien beheimatet. Heute findet man sie in großen Teilen Europas, in Amerika und auch in Australien. In diese Gebiete wurde sie eingeschleppt.
Sie mag mäßig feuchte, lehmige Böden, die nährstoffreich sind, mit sonnigem bis halbschattigem Standort.
Allgemeines:
Die echte Kamille ist eine einjährige krautige Pflanze. Sie kann bis zu 50 cm hoch wachsen. Charakteristisch für die Kamille ist ihr aromatischer Duft.
Die Wurzeln sind sehr fein und besitzen eine braune bis gelbliche Farbe.
Blätter:
Die Stängel der Kamille wachsen aufrecht und verzweigen sich nach oben hin sehr stark. Außerdem sind sie kahl. Die Blätter wachsen wechselständig am Stängel. Sie werden zwischen 3 bis 7 cm lang und sind zwei- bis dreifach gefiedert. Die einzelnen Fiederblättchen sind schmal linealisch und ca. 0,5 mm breit. Die Blattspitze dieser Blättchen ist spitz zulaufend.
Blüten:
Im Mai beginnt die Blütezeit der Kamille, die dann etwa bis September geht. In dieser Zeit erscheinen die Blütenstände endständig an den Stängeln. Der Blütenstand der echten Kamille wird als Körbchen bezeichnet und hat einen Durchmesser von 18 bis 25 mm. Im Körbchen befinden sich durchschnittlich etwa 100 gelben Röhrenblüten (es können auch wesentlich mehr sein), die von 10 - 22 weißen Zungenblüten umgeben werden. Zu Beginn der Blüte ist das Körbchen flach und wölbt sich mit der Zeit kegelförmig auf, wodurch der Blütenboden hohl wird. Dabei richten sich die Zungenblüten immer weiter Richtung Boden. Die gelben Röhrenblüten sind fünfzähnig. Die weißen Zungenblüten werden bis zu 9 mm lang und 3 mm breit.
Bestäubt wird die echte Kamille vor allem durch Fliegen, aber auch von Käfern und Hautflüglern.
Früchte:
Nach der Blüte bilden sich aus den Köpfchen, die für Korbblütler typischen Achänenfrüchte aus. Diese speziellen Nussfrüchte sind bei der Kamille graubraun und 0,8 - 1,5 mm lang. Die Frucht selbst ist leicht gekrümmt. Auf der Innenseite befinden sich Rippen, die mit Schleimdrüsen besetzt sind. Auf der Außenseite ist sie leicht drüsig punktiert. Der Pappus ist sehr klein, oder kann ganz fehlen. Verbreitet werden die Früchte von Tieren, die sie beim Fressen aufnehmen. Werden die Früchte nass, bleiben sie im Fell oder an den Schuhen haften und verbreiten sich auch auf diesem Weg.
Verwendung in der Küche
In der Küche findet die Kamille eher seltener Verwendung, aber es ist möglich. Man kann es als Gewürzkraut benutzen. Die Blüten und die Knospen haben ein mildes Aroma und erinnern an den typischen Kamillentee. Sie können als Salatbeigabe oder zur Dekoration von Speisen verwendet werden. Im Sommer kann man frisch gesammelte Blütenköpfe zu erfrischendem Kamilleneis verarbeiten. Auch aromatische Kräuterlimonaden kann man mit den Blüten herstellen.
Die Blätter können zum Würzen von Suppen, Kräuterquark oder Eierspeisen benutzt werden. Wenn möglich sollten die Blätter frisch verwendet werden.
Verwendung in der Volksheilkunde
Die echte Kamille ist wohl eines der bekanntesten Heilkräuter. 1987 wurde sie zur Arzneipflanze des Jahres und 2002 zur Heilpflanze des Jahres gewählt. Daran sieht man, dass sie über die Jahre ein große Bedeutung für die Volksheilkunde hat. Bereits im Mittelalter fand sie Verwendung und war häufig fester Bestandteil des traditionellen Kräuterbuschens. Heute wie damals fand die Kamille bei Verdauungsproblemen Verwendung. Auch Entzündungen der Haut wurden bereits damals mit Waschungen aus Kamillensud behandelt. Hildegard von Bingen stellte eine Salbe mit Kamille her. Sie schrieb:
"Nimm Metra, zerstoße sie zu Saft,
gib etwas Kuhbutter dazu und salbe stark ein,
wo es weh tut und es wird geheilt."
Sie hat ein breites Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten, die über die weiter oben genannten Möglichkeiten hinausgehen.
zu den Inhaltssoffen gehören:
- Ätherische Öle; Bisabolol, Chamazulen
- Bitterstoffe
- Flavonoide
- Cumarine
- Schleimstoffe
Dadurch wirken sie:
- Entzündungshemmend
- Antibakteriell
- Wundheilend
- Krampflösend
- Beruhigend
- Schmerzlindernd
- Magenstärkend
- Menstruationsregulierend
Die klassischen Anwendungsgebiete der echten Kamille sind Magen-Darm-Beschwerden. Durch ihre krampflösende Wirkung wirkt sie beruhigend auf die glatte Muskulatur der Verdauungswege und hilft sie dabei Bauchschmerzen zu lindern. Auch Blähungen und Koliken können mit ihr gut behandelt werden. Das ist auch für die Kleinsten gut, denn die Kamille kann auch Babys mit einer Kolik Linderung verschaffen. Die echte Kamille wird außerdem bei Gastritis, Morbus Crohn und Reizdarmsyndrom eingesetzt.
Eine weitere Möglichkeit der Verwendung sind Erkrankungen der oberen Atemwege. Dampf-Inhalationen und Teeaufgüsse mit Kamille helfen bei Rachenentzündungen, Schnupfen und Nebenhöhlenentzündungen.
Auch für die Wundheilung ist die echte Kamille empfehlenswert. Spülungen oder Bäder (auch Teil- und Sitzbäder) sorgen wegen ihrer antibakteriellen und schmerzlindernden Wirkung für eine schnellere Heilung von Haut und Schleimhäuten.
Die Wirkungen der echten Kamille konnten nachgewiesen werden. Laut BGA (Bundesgesundheitsamt) werden in der Monographie der Komission E folgende Anwendungsbebiete der echten Kamille anerkannt:
- Äußerlich: Haut- und Schleimhautentzündungen sowie bakterielle Hauterkrankungen einschließlich der Mundhöhle und des Zahnfleisches
- Entzündliche Erkrankungen und Reizzustände der Luftwege (Inhalationen)
- Erkrankungen im Anal- und Genitalbereich (Bäder und Spülungen)
- Innerlich: gastro-intestinale Spasmen und entzündliche Erkrankungen des Gastro-Intestinal-Traktes
In der Homöopathie wird Chamomilla bei Kinderkrankheiten wie Zahnungsbeschwerden, Koliken und Kopf- und Ohrenschmerzen eingesetzt. Bei Erwachsenen ist es das Mittel der Wahl bei Überempfindlichkeiten. Auch bei Schmerzen im Verdauungstrakt, Muskel- und Gliederschmerzen, Zahnschmerzen und Kopfschmerzen findet Chamomilla Verwendung.
Achtung: Menschen, die auf Korbblütler allergisch reagieren, sollten mit der Kamille sehr vorsichtig sein und am besten auf sie verzichten. Wer trotzdem nicht auf die Kamille verzichten möchte, sollte Rücksprache mit Arzt oder Heilpraktiker halten.
Rezepte
Kamillenlimonade
Zutaten:
- 1 kleines Bund frische Kamille
- 1 Bio-Zitrone
- 2 EL Zucker
- 1 l Apfelsaft
- Sprudelwasser
- Kamille, Zitrone und Zucker in einen Krug geben
- Mit einem Holzlöffel Kräuter und Zitrone anquetschen, so das der Saft der Zitrone austritt und sich mit dem Rest vermengt
- Apfelsaft zugeben und alles verrühren
- Über Nacht abgedeckt bei Zimmertemperatur ziehen lassen
- Abseihen und nach Geschmack mit Sprudelwasser vermischen